Editorial

Kunst ermöglicht Erfahrungen, die sich allen bestehenden Kategorien und Schemata entziehen können – Erfahrungen, die in ihrer ganzen Realität und Tragweite nie vollständig in Sprache übersetzbar sein werden. Das heißt jedoch nicht, dass eine theoretische, mithin sprachliche Auseinandersetzung mit Kunst per se zum Scheitern verurteilt wäre. Vielmehr öffnet gerade der durch die Künste ermöglichte Erfahrungsreichtum einen besonderen Raum, durch den das Denken immerfort getrieben wird, sich selbst und seine Grenzen zu erkunden. Es ist das erklärte Ziel dieser Publikation, diesen Raum auf vielfältige Weise zu erkunden und Schnittstellen zwischen konkreter Erfahrung und theoretischer Reflexion wissenschaftlich fruchtbar zu machen. Die Begriffe Kunst und Ästhetik markieren dabei die Eckpfeiler des weiten Themenfelds, in dem sich unsere Autorinnen und Autoren bewegen.

Dass ein solches Projekt von Beginn an disziplinäre und geografische Grenzen überschreitet, versteht sich beinahe von selbst. In der vorliegenden Ausgabe finden sich daher nicht nur Beiträge aus unterschiedlichen Gebieten wie Kunsttheorie, Kunstgeschichte, Philosophie und Soziologie versammelt, sondern zugleich auch Überlegungen junger Autorinnen und Autoren aus vier verschiedenen Ländern. Der Titel ALL-OVER markiert über den Begriff des „all-over-paintings“ also nicht nur eine Verbindung zur Malerei des 20. Jahrhunderts, sondern repräsentiert auch die thematische und methodische Vielfalt der Beiträge. Tatsächlich erweist sich die erste Ausgabe als ein weites Versuchsfeld kunstwissenschaftlicher Überlegungen, in dem sich – ähnlich den Gemälden Jackson Pollocks – verschiedene Gedankenlinien berühren, kreuzen und auseinander laufen, um sich insgesamt zu einem breiten Gewebe zu verdichten.

Besonders gefreut hat uns, dass das Projekt ALL-OVER auf Anhieb große und positive Resonanz gefunden hat. Als Publikation, die gerade jungen Wissenschafterinnen und Wissenschaftern eine Präsentationsplattform für ihre Arbeit bietet, ist sie gleichsam ein Indiz für die wache Aktivität einer heranwachsenden Generation von Akademikerinnen und Akademikern.

Wir bedanken uns herzlich bei allen Autorinnen und Autoren für ihre Mitarbeit und ihr Vertrauen, sowie bei all jenen, die zum Entstehen dieser Ausgabe beigetragen haben.

Hannah Bruckmüller | Jürgen Buchinger | Dominique Laleg

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