Ausgabe #8

Wissenschaftliche Arbeit funktioniert wesentlich als Textarbeit. Die Textproduktion im Kunstfeld erfüllt verschiedenste Zwecke, von denen die theoretische Auseinandersetzung nur eine Ebene einnimmt. Die programmatische Offenheit von all-over betraf bislang das thematische Spektrum der wissenschaftlichen Beiträge im Diskursfeld von Kunst und Ästhetik. Die Form der Textproduktion ist dabei an ein wissenschaftliches Regulativ gebunden. Einer Reflexion und Sichtbarmachung dieser tradierten Textkonvention möchten wir nun Raum geben: Ab Ausgabe #8 werden den wissenschaftlichen Textbeiträgen künstlerische beiseite gestellt, die Potenziale der Textform ausloten und die Funktion von Text im Kunstbetrieb reflektieren.

Delphine Chapuis Schmitz’ Beitrag Conversations basiert auf einem bereits vorhandenen digitalen Text – dem Online-Archiv eines Zürcher Offspaces –, aus dem sie einzelne Begriffe ausgewählt und entsprechend ihrer ursprünglichen Konstellation in all-over eingefügt hat.

Die mediale Transformation prähistorischer Felsritzungen im Rahmen wissenschaftlicher Dokumentationsverfahren ist Gegenstand der Überlegungen von Alisa Becks Beitrag über die Felsgravierungen von Valcamonica. Nicht zuletzt der ambivalente Status der Aufzeichnungsprozesse zwischen kreativer und dokumentierender Arbeit führt die Autorin zu methodischen Grundfragen der Kunstgeschichte.

Christian Scherrer verfolgt die Bestimmung der abstrakten Malerei bei Albert Oehlen jenseits der strengen Entgegensetzung von Abstraktion und Figuration in Hinblick auf Oehlens eigene Begrifflichkeit der postungegenständlichen Malerei.

ALLES SCHWARZ von Ariane Koch und Sarina Scheidegger thematisiert in Form eines Gesprächs gegenwärtige Lohn- und Arbeitsbedingungen im Kunstbereich.

Den prekären Zusammenhalt des Künstlersubjekts sieht Evelyn Klammer in „Selbstporträts in Dingen“ veranschaulicht, was sie anhand von Erwin Wurm und Kendell Geers ausführt.

Die Handlungsfähigkeit von Objekten innerhalb und außerhalb des Films erkennt Matthias Egger als durchgehendes Thema in seiner Rezension des sich durch eine große Bandbreite an Zugängen auszeichnenden Wörterbuchs kinematografischer Objekte.

Vom Ausgangspunkt der einsamen Insel eröffnet Philippe Zourgane anhand vegetationspolitischer Überlegungen Wege, die architektonische Form zu einer neuen Freiheit zu führen.

Ulrich Nausners Bildstrecke basiert auf dem digitalisierten Katalog der Ausstellung January 5 – 31, 1969 von Seth Siegelaub. Als Rest der Übertragung ins Digitale bleibt eine Formatveränderung: Das amerikanische Papierformat des Buchs wird für all-over #8 übernommen.

Wir freuen uns über einen Neuzugang und heißen Stefanie Reisinger in unserer Wiener Redaktion herzlich willkommen.

Hannah Bruckmüller | Jürgen Buchinger | Barbara Reisinger | Stefanie Reisinger

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