Editorial

Die erwartete Routine in der Produktion unseres Magazins hat sich auch in der vierten Ausgabe noch nicht eingestellt – wieder wurden wir überrascht vom breit gefächerten Themenspektrum der Einreichungen. So sind wir mit ALL-OVER #4 unserem Namen treu geblieben und haben ein kurzes Heft mit breiter Themenwahl zusammengestellt.

Matthias Moroder befasst sich in seinem Beitrag mit dem Verhältnis zwischen Skulptur und Architektur: Ihn beschäftigt die Frage, wie Richard Serras Berlin Block ( for Charlie Chaplin) vor der Neuen Nationalgalerie Berlin mit der Architektur von Mies van der Rohe in einen Dialog tritt, sich gegen sie stemmt und ihr ein Gegenüber bietet.

Der nächste Beitrag, der Philosophie und Kunstwissenschaft zusammenführt, bewegt sich Zwischen Zeichnung und Schrift: Barbara Reisinger befragt Jacques Derridas Konzeption der écriture mit Hilfe von Robert Morris’ Blind Time Drawings auf die Differenz zwischen Schrift und Zeichnung, um darauf aufbauend Licht auf das Parallelverhältnis von Sprache und Sinnlichkeit zu werfen.

Auch Alexis Ruccius pendelt in seinem Beitrag zur Tonempfindung zwischen zwei Polen: Sowohl Hermann von Helmholtz mit seiner Lehre von den Tonempfindungen als auch Stephan von Huene mit seinen davon inspirierten, kinetischen Klangskulpturen versuchten sich an einer Verbindung von Akustik und Musikästhetik. Das Ohr wird von beiden als ein aktives Klanginstrument gedacht – und so zu einem Verbindungsscharnier zwischen natur- und geisteswissenschaftlichen Dimensionen.

Der künstlerische Beitrag von Thomas Tudoux ist diesmal keine Bildstrecke im klassischen Sinne sondern eine Intervention auf den Seiten der Magazins. Neben dem Covermotiv, einer Abbildung der Arbeit stress, nutzen die Einzelbildanimationen aus der Reihe impatience den ambivalenten Status der digitalen Seite.

Viola Rühse hat für uns die Ausstellung Rainer Fetting – Fotografie in der Galerie Deschler in Berlin besucht. Sie perspektiviert die Fotografien des „Jungen Wilden“ in kritischer Weise auf ihren historischen Kontext und hinterfragt ihre Funktion innerhalb von Fettings Schaffen sowie dessen Profilierung auf dem Markt.

Wir bedanken uns bei allen Mitwirkenden, insbesondere bei den Autoren und Autorinnen für die Zusammenarbeit und wünschen viel Vergnügen bei der Lektüre!

Hannah Bruckmüller | Jürgen Buchinger | Dominique Laleg

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