Teilhabesorge

Rezension zu Michaela Ott, Dividuationen. Theorien der Teilhabe

In ihrem nunmehr fünften Buch bewegt sich die Hamburger Professorin für ästhetische Theorien Michaela Ott einmal mehr auf den Spuren von Gilles Deleuze, der schon im Zentrum ihrer Dissertation stand und in dessen Werk sie in der Junius-Reihe eingeführt hat.[1] Dieses Mal geht es Ott um ein besonders gewichtiges Anliegen, wie auf der Hälfte des Weges deutlich wird: Nämlich darum, „unser Weltwerden neu zu bestimmen“, wozu uns das moderne Offenbarwerden mannigfaltigster „Durchdringungsverhältnisse“ und neuartiger Subjektivierungsweisen nötige (161). Für all das bietet Ott ihren LeserInnen einen ungewöhnlichen Terminus an – und folgt dabei ganz der deleuzianischen Devise, wonach es die Aufgabe der Philosophie sei, neue Begriffe zu erfinden.[2] „Dividuation“ ist eben dieser neue Begriff, der auf das Adjektiv „dividuell“ zurückverweist, das Deleuze in zweien seiner Texte mit jeweils ganz unterschiedlicher Konnotation verwendet hat.

Die Propagierung des Begriffs Dividuation (man könnte ihn vorläufig als den Prozess des Teilbar-Werdens und der Verteilung übersetzen, im Gegensatz zur gebräuchlicheren „Individuation“, die das Unteilbar- oder Einzelwerden bezeichnet) verbindet sich bei Ott mit einem zeitdiagnostischen Impetus. Heute sei Subjektivierung nicht mehr als Individuation, sondern eben nur noch als Dividuation fassbar – so könnte man die das Buch strukturierende These wiedergeben. Auf den Spuren zeitgenössischer MedientheoretikerInnen konstatiert Ott ein „Bedürfnis nach Daueraffizierung, nach deren Steigerung und Überbietung“ (33), ist sich aber mit Geert Lovink darin einig, dass Social Media-Teilhaben eine „arme Variante zeitgenössischer Dividuation“ darstellen, weil sie „gerade nicht in die Vielfalt des zeitgenössischen Weltwerdens einüben und keine neuen Sozialitäten erfinden“ (34). Dem hält sie mit Paolo Virno und Étienne Balibar entgegen, dass es durchaus auch zur informations- und kommunikationstechnologisch gestützten Ermöglichung „transindividueller“, das heißt transnationaler oder sogar transkultureller Affektgemeinschaften kommen könne (36) – woraus sie die Forderung ableitet, „die Erkenntnis unserer Dividuiertheit für erweiterte Arten transnationaler und transkultureller Verbindung fruchtbar zu machen“ (37). Nötig sei jedenfalls eine selbstreflexive „Dividuationsökonomie“ (38). Und noch ein Credo: „Wir stellen bio-sozio(techno)logische Gefüge innerhalb größerer Ökosysteme in einem Weltwerden dar, deren je dividuelle Gegenverwirklichung heute in Termini der Teilnahme und -gabe, von deren Intensivierung und selbstreflexiver Moderation beschrieben werden muss.“ (53) Mit der Neuheit der Social Media und der Biotechnologien, denen Ott jeweils ein eigenes Kapitel widmet, erklärt sich dann auch, wieso von Dividuation oder auch vom „Dividuum“ (so der Titel eines verwandten Buchs des Philosophen und Aktivisten Gerald Launig)[3] erst jetzt in der Theoriebildung die Rede ist. Zu lange scheint man mit „Individuum“ und „Individuation“ durchgekommen zu sein, ohne dasjenige mitzudiskutieren, was hierbei durch das Präfix „in“ immer schon negiert (damit zugleich aber auch immer schon affirmiert) wird.

Wie schon sichtbar geworden sein dürfte, fährt Ott ein eindrucksvolles Aufgebot an VordenkerInnen und StichwortgeberInnen auf, das sich stellenweise wie das Who’s who aktueller kritischer Theorie liest. Niemand aber scheint Otts Anliegen so verdichtet vorweggenommen zu haben wie Novalis mit seiner Kurzformel: „Das ächte Dividuum ist auch das ächte Individuum.“ (86) Wenn wir den Satz, wie Ott wünscht, umkehren und dabei die Orthographie modernisieren, dann lautet er: „Das echte Individuum ist auch das echte Dividuum.“ Nun wird im Verlauf des Buchs der angeblichen Echtheit des Individuums freilich der Prozess gemacht. Der Generalverdacht lautet Irreführung, und das Verdikt wird von Ott nach einer fast hundertseitigen Einvernahme der Begriffstrias „Individuum/Individualität/Individuation“ recht apodiktisch gefällt: Keine dieser Bezeichnungen mache für Menschen, Organismen, Gesellschaften, Kulturen oder Kunstwerke noch länger Sinn. Gegenüber der angeblichen Individualität bezeichne Dividuation das „um passiv-pathische Dimensionen erweiterte Selbstverhältnis“. Der Gewinn daraus ist (so jedenfalls Otts Hoffnung) ein Anstoß neuer Affektartikulationen und Politiken, was aber offenbar von „bewusster Teilhabeaffirmation und -enthaltung“ abhängt (163).

Wäre die Sache aber so einfach, dass man bloß den überstrapazierten durch den verdrängten Begriff ersetzen könnte, bräuchte es kein 300 Seiten starkes Buch. Zudem ist das „Dividuelle“ schon bei Deleuze viel zu ambivalent. Er verwendet es in seinen Film-Büchern einmal für eine ästhetische Affirmation, ein andermal für eine soziopolitische Kritik. Diesem Umstand trägt Ott besondere Rechnung, wie schon aus der langen Einleitung hervorgeht. Es lohnt sich aber dennoch hier das zentrale, wenn auch kurze zweite Kapitel heranzuziehen, worin der textuellen Grundlage bei Deleuze en detail nachgegangen wird.

Einigermaßen bekannt geworden ist das Dividuelle in seinem „Postskriptum über die Kontrollgesellschaften“:[4] Deleuze beschreibt, wie die vormals Einzelnen medientechnologisch dermaßen feinkörnig lokalisiert, vermessen und durchformt werden, dass sich ihre angebliche Individualität in diesem Zugriff auflöst und immer weiter unterteilbar und faktisch immer weitverzweigter unterteilt, anders gefasst eben dividuell wird. Personalisierte Werbung, Empfehlungen und Anrufungen weisen darauf hin, dass selbst das bislang als Rückzugsort des Unverfügbaren gefeierte Begehren ausgelesen und bespielt werden kann, wie Ott unter anderem mit Brian Massumis Analyse der massen- und sozialmedialen Affektmodulation herausarbeitet (176f.). Angesichts der Bombardierung mit Informationen, gegen die man sich trotz besseren Wissens nicht einfach wehren kann, heißt es: „Die höchste Affizierungs- und Reflexionsqual trifft, wie mir scheint, die Personen mit dem geringsten Überlebensdruck, gleichsam als Rache für ihr Zugangsprivileg und ihre digitale Teilhabefrenesie.“ (268) En passant kann diese Stelle belegen, wie sich Otts Stil immer wieder zu aphorismustauglichen Passagen hochschraubt.

Vehement insistiert Ott darauf, dass diese Art von vereinnahmender Dividuation (sie prägt nebenbei das schöne Wort „Vereinnahmungsschicksal“) kein Novum der digitalen Revolution ist – diese mache die Dividuation in einer krisenhaften Zeit bloß besser sichtbar und fragwürdig. Auch wenn die Dividuation zu einer kontrollgesellschaftlichen Plage geworden sei, mache es keinen Sinn, den Begriff ganz darauf zu reduzieren. Vielmehr ergebe sich die Dividuation bereits aus der „konstitutiven Teilhabe der menschlichen Einzelnen an Kulturtechniken, Vergesellschaftungsprozessen und symbolischen Praktiken, an noch nicht technologisch mediatisierten Affizierungs-, Sprach- und Bildbildungsvorgängen, an biotischen Massen, ökologischen Ensembles und nichtmenschlichen Verläufen ohne Zahl.“ (178)

Dieser eindrucksvollen, potentiell aber auch erschlagenden Aufzählung zum Trotz lässt sich diese andere, nicht bloß skandalöse Seite der (kontrollgesellschaftlichen) Dividuation wohl am besten anhand des zweiten Registers aufdröseln, das Deleuze seinen InterpretInnen unter dem Namen des Dividuellen anbietet. Ott nimmt diesen rhizomatischen Faden auf, indem sie seine beiden Kino-Bücher durchquert und bei einem „positiven Verständnis von Dividuation“ ankommt: „Der Gesichtspunkt des Dividuellen im Kunstwerk legt wie in der menschlichen Subjektivierung den Akzent auf die innere Variabilität, Elastizität und fortgesetzte Umorganisation des Gefüges, auf die notwendige Neuabstimmung der Teilhaben, auf zeitbedingte ästhetische Unterteilungen und deren untergründige Verbindungen mit einem Außen, auf Intensitätsdifferenzen, Licht- und Tondivergenzen, die sich einer einfachen Erfassung entziehen.“ (179) Wird das Kunstwerk mit dieser Beschreibung einmal mehr ontologisch geadelt? Genau genommen: nein. Denn was im Kunstwerk für uns Menschen so sinnfällig wird, findet schon außerhalb seiner unablässig statt, nämlich eben „die innere Variabilität, Elastizität“ und so weiter. Ott bezeichnet ausdrücklich alle Entitäten, die früher Individualitätsstatus hatten, als dividuell, von Organismen über Funktions- und Ökosysteme bis hin zu Gesellschaften (181). Sie teilen sozusagen ein De- und Restrukturierungsschicksal oder auch ein Umorganisationsschicksal, wie man parallel zum „Vereinnahmungsschicksal“ der kontrollgesellschaftlichen Dividuation sagen könnte.

Wie schon in ihrem Vorgängerwerk Affizierung. Zu einer ästhetisch-epistemischen Figur bedient sich Ott dabei einer Darstellungsweise, die man als panoramatisch bezeichnen kann. Unerschrocken führt sie ihre LeserInnen durch Theorielandschaften, die nicht immer bruchlos ineinander übergehen und die aus arbeitsökonomischen Gründen auch nicht immer detailliert ausgeleuchtet werden können. Erstaunlich ist aber der Überblick, der aus diesen Mosaiksteinen zusammengesetzt wird. Aus diesem Verfahren ergibt sich freilich auch der Effekt, dass die lineare Lektüre nicht unbedingt die gewinnbringendste ist. Dem Leitbegriff der Dividuation gemäß tun die LeserInnen gut daran, auch ihre Lektüreverfahren aufzuteilen und mehrere Fäden zugleich zur Hand zu nehmen. Eine Empfehlung sei an dieser Stelle gegeben: Das dritte Kapitel über die „Bio(techno)logische Dividuation“ kann selbst hartnäckige SkeptikerInnen der das Buch durchziehenden Begriffsverschiebung zum Umdenken bewegen. Die hier zusammengetragenen Erkenntnisse der zeitgenössischen Biologie, etwa im Hinblick auf die Myriaden von Kleinstlebewesen, die in und auf jedem menschlichen Körper wohnen und dessen Funktionieren erst ermöglichen, untermauern die Vorgängigkeit von Teilungs- und Mitteilungsprozessen wohl am nachhaltigsten.

Die Erörterung des Dividuellen pendelt dabei unübersehbar und ausdrücklich zwischen Affirmation und Kritik. Weil Dividuationsprozesse sich auch unfreiwillig einstellen, weil Dividuen vereinnahmt, ausgelesen, moduliert, reguliert, gekerbt, ausgebeutet und manipuliert werden können, braucht eine Theorie der Dividuation ein ethisch-politisches Vorzeichen. Das Wort „Teilhabesorge“, das Ott leider etwas ungünstig platziert hat (es taucht bloß gegen Ende des zweiten Kapitels auf, wird dabei auch nicht eigens diskutiert), führt gleichwohl auf die richtige Spur (181), weil man es als einen Grundbegriff lesen kann, der die vielen Nominalkonstruktionen, die Ott mit „Teilhabe“ bildet, unter einem gemeinsamen ethisch-politischen Nenner versammelt. Es geht ihr nämlich zurecht um eine Unterscheidung zwischen vereinnahmenden und emanzipatorischen Dividuationen und um die Herausbildung „wünschenswerter Zusammenschlüsse von Einzelnen und Gruppen“, wofür sie den Begriff „Kondividuationen“ vorschlägt. Diese Sorge um Dividuationen umfasst darüber hinaus „inkludierende Teilgaben“, „mitgeteilte Beteiligungen“, Arten der Distanznahme und wohlüberlegte „Teilhabeaufkündigungen“ (181). Es ist nebenbei gesagt genau dieser Punkt, der die Rückfrage auftauchen lässt, ob eine solche Aufkündigung oder Unterbrechung nicht dem Begriff der In-dividuation einen neuen Sinn verleihen kann: nämlich als die Negation der Dividuation. Am Primat der Dividuation würde das nichts ändern und gleichwohl würde so eine Spannung zwischen vorgängiger Dividuation und reflexiver In-dividuation eingezogen, die der genannten Teilhabesorge, nun ja, über den Fluss helfen könnte.

Ebenso lässt sich fragen, ob Otts Versicherung, dass Dividuation „kein normativer, sondern ein zur adäquateren Bestimmung zeitgenössischer Teilhabevorgänge getroffener Begriff“ sei (182), einer kritischen Prüfung wirklich standhält. Der Sorge wird man aufgrund ihrer ethisch-politischen Implikationen eine normative Dimension nicht ganz absprechen können. Diese teilt sich implizit in den von Ott geäußerten Wünschen mit, etwa: „Erkenntnistheoretisch, politisch und ästhetisch bleibt wünschenswert, Differenzen zwischen den Dividuationen zu akzentuieren“ sowie an den Differenzierungen zu arbeiten (182). Und wenn sie von einem „es gilt“ spricht, dann instauriert sie offensichtlich eine Geltung und damit ein normatives Maß: „Von daher gilt es, Grade, Tönungen, Abhebungen, unbestimmte Affektionen und besondere Teilhabegemische zu beachten und jene herauszustellen, die sich für eine vielseitige, inkludierende und zugleich bedächtige Beteiligung am Weltwerden entscheiden.“ (182f.) Damit ist fast schon ein Wertekatalog aufgestellt: Pluralität, Inklusion, Besonnenheit. Diese sind offensichtlich die Richtschnur für die schon auf der Titelseite eingeforderte Emanzipation (beziehungsweise für die „emanzipatorische Logik der Dividuierung“). Wenn Ott schreibt, dass wir immer mehr zu unsere Teilhaben perfektionierenden „Passionsakteur/innen“ werden, die sich „eine immer dividuellere Identität“ (33) zusammenbauen, dann stellt sich angesichts der allzu schönen Einpassung dieser Entwicklung in neoliberale Anrufungen und der monopolisierten Abschöpfung unserer digitalen Spuren die im Klappentext angekündigte Frage nach der Emanzipation umso dringlicher.

Mit dem Begriff Dividuation nimmt Ott jedenfalls ausdrücklich eine Wertsetzung vor, die sich als eine Art Bekenntnis verstehen lässt: Ott glaubt mehr an den Wert von Passivität, von Verteilung und Aufteilung, von Interkulturalität, Pluralität und Interpassivität als an den Wert von Aktivität, Autonomie, Spezialisierung, Identität (63). Ihre Sorge richtet sich auf den Umstand (und die Ungerechtigkeit, die darin liegt), dass das, was der Passivität, Dividuation, Affizierung immer erst nachfolgt (nämlich: Aktivität, Individuation, Desaffiziertheit wie in der stoischen apatheia, die bekanntlich auch das neuzeitliche Wissenschaftsideal mitbegründet hat), aufgrund seiner Idealisierung übermäßig viel Aufmerksamkeit bekommt.

Kleinere Bekenntnisse dieser Art reichern die Lektüre durchaus an, insbesondere wenn Ott zugibt, dass sie mit ihrer Begriffsarbeit letztlich „zu Mitfreuden befreien“ will (173), was sie als eine fröhliche Wissenschaftlerin in der Nachfolge Nietzsches ausweist – jenes Nietzsche wohlgemerkt, der den Gipfel seiner abgeklärten Heiterkeit erreicht, aber noch nicht wieder verlassen hatte.[6] Eminente Mitfreuden bietet wenig überraschend die Kunst, mit der Ott ihr Buch sowohl beginnen als auch enden lässt. Während eine kurze Analyse von Robert Altmans letztem Film A Prairie Home Companion (2006) gleich einem Vorspann das Dividuationsthema bereits insofern anklingen lässt, als die Vervielfältigung von Meryl Streeps Gesicht durch Garderobe- und Schminkspiegel als Aufteilung des „Affektionsbildes“ (Deleuze) nachgezeichnet wird, wendet sich Ott im Schlusskapitel der bildenden Kunst zu. Hierbei wird das Dividuelle anhand von künstlerischen wie auch kuratorischen Hybridisierungen nachgezeichnet – gerade unter nichtwestlichen sowie zwischen den Kulturen lebenden KünstlerInnen scheint Ott regelrechte „DividuationsvirtuosInnen“ gefunden zu haben (296). Dies freilich nicht im Sinne einer besonderen Geschicklichkeit im Bedienen des Dividuationszwangs auf dem Kunstmarkt, sondern im ästhetischen Sinn, als die besondere Fähigkeit, unbekannte Ausdrucksweisen freizulegen und dabei „Momente des Nochnichtgehörten und -gesehenen wahrnehmbar“ zu machen; Momente, die in ein „alle Welt Werden“ eingebunden sind, wie Ott mit Deleuze (und Guattari) zum Abschluss sagt (312).

Ob es wirklich notwendig war, dem Meister das letzte Wort zu überlassen? Auf eine Zusammenführung der vielen aufgerufenen Erkenntnisse verzichtet Ott letztlich; zurück bleibt der Wunsch nach einer ausführlicheren Auseinandersetzung gerade auch mit den ethischen Aspekten ihrer Teilhabesorge – nach einer Ethik, die auf der poststrukturalistischen Ästhetik aufbaut und sich nicht um die zugegeben so schwierige Frage drückt, wie man angesichts der heutigen „Durchdringungsverhältnisse“ zusammen leben soll. Guattari, der (zumindest im deutschsprachigen Raum) immer noch vernachlässigte zweite Autor der Tausend Plateaus und ein höchst produktiver Autor eigenen Rechts, könnte hierbei mit seinen Überlegungen zu einem „ethisch-ästhetischen Paradigma“ vielleicht weiterführen.[7]


[1] Siehe Michaela Ott, Vom Mimen zum Nomaden. Lektüren des Literarischen im Werk von Gilles Deleuze, Wien 1998, sowie dies., Gilles Deleuze zur Einführung, Hamburg 2005. – Die englische Übersetzung des hier rezensierten Buchs ist unter dem Titel Dividuations. Theories of Participation bei Palgrave Macmillan (London/New York) für 2018 vorgesehen.
[2] Der französische Philosoph hatte einst den Abgesängen auf sein Fach gelassen entgegengehalten, dass das Erfinden von Begriffen die ureigene Aufgabe der Philosophie sei und er deshalb nie Probleme mit einem „Tod der Philosophie“ gehabt habe. Als einzige Bedingung für die Begriffserfindung erwähnt er, dass diese eine „Notwendigkeit“ und „Fremdheit“ haben müssten, und zwar „beide in dem Maße, wie sie eine Antwort auf wirkliche Probleme darstellen“. Gilles Deleuze, Über die Philosophie, in: ders., Unterhandlungen 1972-1990, Frankfurt am Main 1993, S. 197-226, S. 198.
[3] Siehe Gerald Raunig, Dividuum. Maschinischer Kapitalismus und molekulare Revolution. Band 1, Wien 2015.
[4] Gilles Deleuze, Postskriptum über die Kontrollgesellschaften, in: ders., Unterhandlungen 1972-1990, Frankfurt am Main 1993, S. 254-262.
[5] Siehe Michaela Ott, Affizierung. Zu einer ästhetisch-epistemischen Figur, München 2010.
[6] In Affizierung würdigt Ott die Forderung nach einer Umwandlung der Leidenschaften in Freudenschaften als Nietzsches „unschätzbare, bis heute nicht eingelöste Affekterfindung“ (ebd., 318) und bewertet auch seine Überlegungen zu einem „Ethos der Mitfreude“ als „zukunftsweisend“ (ebd., 331).
[7] Siehe Felix Guattari, Chaosmose. Aus dem Französischen von Thomas Wäckerle, Wien 2014.

Bernd Bösel ist wiss. Mitarbeiter am Institut für Künste und Medien der Universität Potsdam und Koordinator des DFG-Netzwerks „Affect- and Psychotechnology Studies“.
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